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GASTBEITRAG XV: MEIN JAHR ALS GRUPPENLEITER

Ich wollte schon immer Gruppenleiterin werden. Das war so ein richtiger Kindheitstraum. Ich habe dann gemeinsam mit Lisa im Herbst 2017 den Gruppenleiterkurs der KJH gemacht, zunächst gar nicht vorrangig für die Ministranten, sondern für die Kinderbibelwoche.
Im Februar letzten Jahres hat mich dann überraschend Pauline im Namen der Leiterrunde angerufen und gefragt, ob ich Gruppenleiterin werden möchte. Ich weiß noch genau, wie ich auf dem Bürgersteig neben einem Freund stand, von dem ich mich gerade verabschieden wollte, und wie ich fast vor der Freude in die Luft gesprungen bin. Ich fühlte mich wirklich geehrt. Umso mehr ärgerte mich, dass ich am ersten Tag des Leiter-Wochenendes krank war, so konnte ich bei unserer ersten Aktion als Leiter nicht dabei sein.
Mit Lisa und mir wurden auch Patrick und Tobias Gruppenleiter. Wir waren dann mit 12 Leitern auf einmal eine ziemlich große Runde, das war aber für den Anfang auch gar nicht schlecht. Wir Neuen konnten den anderen erstmal über die Schulter schauen, waren anfangs eher Beobachter und übernahmen kleine Aufgaben. Es hat etwas gedauert, bis wir uns die Arbeitsweise eingefunden haben, die die Älteren uns kennenlernten und wir uns aufeinander einstimmten. Wir begannen, mehr Verantwortung zu übernehmen. Lisa und ich erstellen beispielsweise den Miniplan. Das machte die ersten Monate wirklich viel Arbeit, und manche Absprachen gingen gründlich schief. Aber aus Fehlern lernt man, und so wuchsen wir mit unseren Aufgaben, wurden zuverlässiger und lernten uns selbst um Längen besser kennen.

Auf der Minifahrt gab es dann im Verhältnis zu den Kindern so viele Gruppenleiter, dass sich die Leiterrunde dazu entschied, alle neuen Gruppenleiter auf einen Zwischenstatus zu setzen. Das war für mich schwierig. weil ich nicht wusste, wie ich mich gegenüber den Gruppenkindern verhalten sollte. Den anderen fiel das leichter, aber durch ausgiebige Reflektionsrunden wurde auch ich sicherer.
Meine Sicht auf die Gruppe veränderte sich sehr; wir besprachen, wie sich die Kinder verhielten, entwickelten und worauf besonders zu achten war. Es war spannend, alles, was ich dachte zu kennen, aus einem anderen Blickwinkel zu erleben. Auf einmal habe ich mir Gedanken gemacht, auf welchem Parkplatz wir parken und ob es nicht zu gefährlich ist, an einem unbewachten See zu baden, anstatt einfach dort zu parken und zu baden, wir wir halt hinfuhren. Größtenteils habe ich das Gruppenleiter-sein genossen, in manchen Situationen wäre ich aber auch gerne einfach wieder Gruppenkind gewesen. Bei Problemlösungsspielen wollte ich mich einfach beteiligen und wenn Strategien unter Kindern besprochen wurden, konnte ich es nicht lassen, meinen Senf dazu zu geben.

Nach der Minifahrt kamen Sommerfest und Mini-Wochenende, und es wurde immer mehr zur Routine, schnell mal die Kinder durchzuzählen oder dafür zu sorgen, dass alle ihre Hausschuhe auch wirklich nur im Haus tragen. Dann kamen im Herbst die neuen Ministranten und begannen ihre Ausbildung. Das fühlte sich für mich wie ein ganz neues Level an, weil sie mich nur als Gruppenleiterin kannten und ich wurde selbstbewusster.
Neben allen Veränderungen blieb meine Rolle am Altar ziemlich gleich, da habe ich auch vorher schon unter den Kleinen zugezwinkert, wenn sie klingeln mussten.

Es fühlt sich gut an, von den Kindern als Leiterin akzeptiert zu werden. Ich sammele weiter Erfahrung und habe ziemlich viel Spaß an meinem Ehrenamt. Ich glaube, ich spreche für uns alle vier, wenn ich sage, dass wir uns inzwischen gut in die Leiterrunde eingelebt haben und uns auch nicht mehr wie "die Neuen" fühlen. Leiter sein heißt Verantwortung zu tragen, für die Gruppe da zu sein und vor allem nie auszulernen. Ich vermisse die unbeschwerte Gruppenkind-Zeit manchmal, aber freue mich unheimlich darauf, den einzelnen Minis beim Großwerden zuzusehen, die Gruppe zu leiten und auch auf alles andere, was noch kommt.

Geschrieben von Anneke, 17 Jahre